Magie der Moore
Moore sind verzauberte Orte – unheimlich und wunderschön zugleich.
Beschreibung
Verirrt sich nachts ein Wanderer dorthin, betritt er schwankenden Boden, folgt unheilvolles Gurgeln, Gluckern und Pfeifen seinen schmatzenden Schritten, während geisterhafte Nebelschwaden im Mondschein über dunklen Kolken tanzen. Wer aber an einem schönen Sommermorgen ins Moor geht, dem bietet sich ein völlig anderes Bild: Tautropfen funkeln wie Brillanten auf den Flügeln ruhender Libellen. Wie auf der Leinwand eines expressionistischen Malers heben sich die rosa Tupfer der Glockenheide und die goldgelben Klekse des Beinbrechs vom kirschroten Grund der Torfmoose ab, tanzen blaue Schmetterlinge über dem frischen Grün süß duftender Gagelblätter. Bunt und freundlich präsentiert sich jener, kurz zuvor noch so gespenstische Ort. Keine andere Landschaft weckt so gegensätzliche Emotionen wie das Moor.
Viele Bewohner dieser Zwischenwelt aus Land und Wasser wirken fremdartig und bizarr. Wer hätte gedacht, dass im Moor Kreuzottern mit der gleichen Anmut tanzen, wie die Kobra eines Indischen Schlangenbeschwörers; oder dass Moore die Heimat fleischfressender Pflanzen sind, die mit leuchtend roten Leimtentakeln ihre hilflosen Opfer umwinden? Wer weiß schon, dass Moore aus nichts anderem bestehen, als einem verfilzten Netzwerk Myriaden ewig wachsender Moossprosse; dass diese zierlichen Moospflanzen in ihren Sporenkapseln den Druck eines LKW-Reifens aufbauen, bevor sie krachend explodieren; dass der Moosfilz so manch‘ schaurige Geheimnis birgt, wie etwa den Leichnam des 2000 Jahre alten Tollund-Mannes, dessen Antlitz heute noch so lebendig wirkt, als würde er nur schlafen.
Das Moor ist voller Wunder und Rätsel. Dabei ist es viel mehr als eine lebendige Schatztruhe vor unserer Haustüre. In unseren Mooren sind – in meterdicken Torfschichten – gewaltige Kohlendioxid-Mengen gebunden. Für die meisten Europäer ist die Fieberkurve des Planeten Fakt. Doch während Europa zum Wohl des Klimas die Glühbirne verbietet, bauen seine nördlichen Mitgliedstaaten neue Torkraftwerke. Und auch in Mitteleuropa werden weiterhin Moore, diese gigantischen CO2-Speicher, trocken gelegt. Die EU ist, nach Indonesien, Vizeweltmeister bei der Freisetzung klimaschädlicher Treibhausgase aus der Zerstörung von Mooren. Immerhin werden viele abgetorfte Moore wieder vernässt, also "renaturiert". Aber der Heilungsprozess benötigt Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte.
In fünf Jahren Drehzeit gelang eine Kollage teils schaurig düsterer, teils farbenfroher Bilder dieses einzigartigen Lebensraums. Mit neuester Kameratechnik und ausgefeilten Zeitlupen und Zeitraffern wurden einmalige Verhaltensweisen von Tieren und Pflanzen eingefangen. Neben bekannten Tieren wie Wölfen, die durch einen Pinselwald weißer Wollgrasbüschel schnüren, oder Kranichen die im Bruchwald ihre Jungen aufziehen, begegnet der Zuschauer auch Kreaturen die so surreal aussehen, als stammten sie von einem anderen Stern. Nahaufnahmen zeigen grotesk wirkende Libellenlarven, die mit spitz bezahnten Schnappkiefern auf Beute lauern, oder Sonnentau-Pflanzen die, im Zeitraffer gefilmt, ihre glitzernden Fallenblätter entrollen. Der Einsatz hochmoderner Zeitlupen-kameras macht den Flug des Hochmoorgelblings zum ästhetischen Hochgenuss. Kran- und Schlittenfahrten bringen Bewegung in urwüchsige Latschenkiefern, lassen den Zuschauer eintauchen in teefarbene Schlenkentümpel. Flugaufnahmen zeigen Moore als urwüchsige Inseln inmitten einer gezähmten Kulturlandschaft.
"Magie der Moore" sorgt beim Kinobesucher einmal für Gänsehaut, weckt dann wieder Mitgefühl und Begeisterung. Ästhetik, Überraschung und Erkenntnis spielen eine gleichermaßen große Rolle. Wer den Film sieht, nimmt aber nicht einfach nur die Botschaft "schützt die letzten Moore" mit nach Hause. Das Fazit des Naturfilmerlebnisses ist vielschichtig und keineswegs pessimistisch.
Ein Film, den man nicht so schnell vergessen wird!
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Trailer
Magie der Moore
Länge 95 Minuten
Für Kinofilm
Fertigstellung 2015