Die Wiese – ein Paradies nebenan

Jeder kennt sie, jeder liebt sie: die Blumenwiese.

Beschreibung


Ein Meer aus leuchtenden Farben und filigranen Formen. Ein Lebensraum, der dem tropischen Korallenriff durchaus ebenbürtig ist. Unzählige große und kleine Tiere leben hier. Unter der Erde, im Wald aus Halmen und Stängeln und in der leuchtend bunten "Wipfelregion", wo es von sirrenden und flatternden Besuchern nur so wimmelt.

Die Blumenwiese ist ein Lebensraum, der sich selbst überlassen, nicht existieren kann. Bevor der Mensch die Großtierherden Europas vernichtete, sorgten Auerochse und Wisent, Nashorn und Elefant dafür, dass große Flächen baumfrei blieben und die Gräser und Kräuter kurz gehalten wurden. Wiesenpflanzen sind an diese regelmäßige "Verstümmelung" angepasst. Sie haben die Fähigkeit, aus der Basis rasch wieder neu auszutreiben. Aber ständig versucht der Wald, die offenen Flächen zurück zu erobern. Der Wind trägt aus den Wäldern der Umgebung Hunderttausende von Samen herbei. Sie landen und beginnen zu keimen. Doch mit der ersten Beweidung durch hungrige Mäuler oder der Mahd durch Bauern ist das Schicksal der Baumsämlinge besiegelt. Da sie nicht mehr austreiben können, sterben sie ab.

Seit dem Verschwinden der Großtiere hängt der Lebensraum Wiese ganz vom Menschen ab, der mit Weidevieh und Kreiselmäher dafür sorgt, dass nicht der Wald Besitz von den freien Flächen ergreift. Trotzdem findet man immer weniger Blumenwiesen. Warum? Die meisten blühenden Kräuter sind auf magere Böden eingestellt, eine Folge der extensiven Beweidung durch die Großtierherden von einst. Bedingungen, die die traditionelle Landwirtschaft bis in die jüngste Zeit bot, ob auf Viehweiden oder auf Heu- und Streuwiesen. In der modernen, industrialisierten Landwirtschaft werden die meisten Wiesen aber intensiv bewirtschaftet wie Äcker: Gedüngt und mehrmals jährlich abgeerntet. Auf diesen nährstoffreichen, fetten Wiesen wachsen nur wenige, schnellwüchsige Arten, die all die filigranen Blüher und Rispenträger überwuchern und verdrängen. Übrig bleiben nur dunkelgrüne Fettwiesen, in denen der stickstoffliebende Löwenzahn oft der einzige Farbspender ist. Manchmal taucht er die Wiesen ganz in Dottergelb. Ein schöner Anblick, aber zugleich ein lebendiger Schlussstrich unter eine Zeit, in der Hunderte verschiedene Blumen und Blümchen der Wiese ein einzigartiges und mannigfaltiges Gesicht verliehen. Hat die bunte, wohlduftende Blumenwiese ausgedient?

Die Wiese

Die Wiese – ein Paradies nebenan

Länge

45 Minuten

Für

NDR, ARTE, ORF

Fertigstellung

2005

Die Wiese
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